Nach 4 Stunden Flug und einer Verwirrung aufgrund eines weiteren Zeitzonenwechsels kommen wir in Manaus an, welches als Ausgangspunkt für unsere Dschungeltour dient. Morgens um 8 Uhr treffen wir uns mit unserem Guide um die Reise anzutreten.
Wir haben die 3 Tage/2 Nächte Tour inklusive einer Survivalnacht mit Übernachtung unter freiem Himmel im Regenwald gebucht.
Kosten: 180 Euro pro Person.
Wir treffen noch auf zwei weitere Teilnehmer; ein Pärchen aus Zimbabwe bzw. Sao Paulo, welche zuvor in Russland gelebt haben. Genügend Gesprächsstoff ist also vorhanden und so vergeht die Autofahrt zum Hafen von Manaus auch wie im Flug.
Dort gibt es ein kleines Frühstück, bevor wir in ein Speedboot steigen, welches uns auf die andere Seite des Amazonas bringt.
Dort angelangt geht es in einem altem VW T1 Bus, selbstverständlich ohne Klimaanlage, weiter bis zur nächsten Bootsanlegestelle. Unterwegs merkt man, dass wir uns langsam aus der Zivilisation verabschieden. Es gibt immer mehr Natur zu sehen und aus der asphaltierten Straße wird auch schnell ein matschiger Trampelpfad. Ein Handysignal gibt es schon lange nicht mehr. Ebensowenig gibt es in dieser Gegend Festnetztelefone oder Internet. Ja selbst Strom gibt es nur vereinzelt und dieser fällt auch regelmäßig aus. Der VW Bus gräbt sich durch den Matsch und über holprige Straßen, bis wir irgendwann in einem kleinen Dorf mit Mini-Hafen ankommen.
Am Bootssteg angekommen steigen wir erneut in ein Boot um, welches uns nach insgesamt 3 Stunden zur Lodge bringt. Als die Lodge gerade in Sichtweite ist, schlägt das Wetter um: Der Regenwald macht seinem Namen alle Ehre und begrüßt uns mit einem heftigen Regenschauer.
Am Nachmittag begeben wir uns auf unseren ersten Ausflug: Das Abendessen muss gefangen werden. Auf dem Plan stehen die berühmt berüchtigten Piranhas.
Wir fahren also mit einem kleinen Boot raus und angeln mit Schnüren, welche an ein Stück Holz befestigt worden sind, sowie Hühnerfleisch als Köder. Nach einer Weile haben wir einige Piranhas gefangen und machen uns mit unserem Abendessen auf den Heimweg in die Lodge.
Es wird eine kurze Nacht. Erstens besitzt das Bett keine Matratze, sondern ist nur ein über ein Stück Holz gezogenen Betttuch und zweitens wollen wir den Sonnenaufgang vom Boot aus betrachten. Also schellt unser Wecker bereits um 4 Uhr früh – für mich als Langschläfer mal gar nicht so meine Zeit…
Bevor es zu Bett geht steht jedoch noch eine nächtliche Bootsfahrt an. Wir wollen Kaimare, eine Unterart der Krokodile, fangen. Hierzu fahren wir mit dem Boot nah am Ufer, dass von Schilf und anderen Wasserpflanzen durchzogen ist. Mit einer starken Lampe leuchten wir umher, bis das Licht von einem Augenpaar reflektiert wird. Unser Guide springt vom Boot in das nur knietiefe Wasser und versucht den Kaimar zu fassen. Hier hat er jedoch kein Glück, sodass wir uns weiter auf die Suche begeben. Nach einer viertel Stunde ein erneuter Versuch – und diesmal haben wir Glück. Ein kleines Exemplar findet den Weg in unser Boot.
Ein mitreisender Franzose hält den Kaiman, doch als dieser sich plötzlich stärker wehrt, lässt der Franzose den Kaiman fallen….in unser dunkles Boot. Panisch ziehen alle Ihre Beine nach oben, einige springen auf – hoffentlich kentert jetzt das Boot nicht!! Doch zum Glück bekommen wir das Tier schnell zu fassen und entlassen es zurück in die Freiheit.
Am nächsten Morgen:
Trotz Sekundenschlaf auf dem Boot ist der Sonnenaufgang am Amazonas ein fantastischer Anblick. Man hört wie der Dschungel und seine Bewohner langsam erwachen.
Am Vormittag begeben wir uns selbst auf eine 3 Stündige Wanderung durch den Dschungel. Es ist heiß und schwül, an manchen Stellen ist ohne Machete kein durchkommen möglich.
Unser Guide zeigt uns dabei viele Interessante Dinge und lässt uns viele noch nie gegessene Dinge probieren. Angefangen von Früchten, welche ich noch nie gesehen habe, bis hin zu in Nüssen lebende Schmetterlingslarven, bei welchen ich noch nie das Verlangen hatte diese zu probieren. Schmeckt mehlig… 😉

Sogenannte „Laufende Bäume“. Durch das aufstellen der Wurzeln bewegt sich der Baum über die Jahre mehrere Meter.
Wir wissen jetzt bereits, dass wir heute Nacht hier übernachten werden… ein komisches Gefühl. Vorerst geht es jedoch zum Schwimmen zurück an die Lodge. Und ja, wir schwimmen in genau dem Gewässer, wo wir zuvor Piranhas und Kaimare gefangen haben.
Mulmig die zweite.
Am Nachmittag machen wir uns mit dem Boot und 6 anderen Teilnehmern auf den Weg in den Dschungel. Zuvor steht jedoch eine 2 Stündige Bootsfahrt an. Die Sonne brennt und es gibt keine Möglichkeit sich davor zu schützen.
Am Camp angekommen richtet eine Gruppe die Schlafplätze, bestehend aus Strohdach und Hängematten, her und wir besorgen Feuerholz. Bewaffnet mit einer Machete suchen wir geeignetes Feuerholz und zerschlagen die benötigten Äste. Eine schweißtreibende Arbeit!
Am Abend sitzen wir bei ein paar Bierchen gemeinsam um unser Lagerfeuer – mitten im Amazonasregenwald – und genießen gegrilltes Huhn, sowie selbstgefangenen Fisch.
Das Problem beim Bier trinken: Was man rein kippt muss auch wir raus und mitten im Regenwald gibt es natürlich kein Klo. Also ein paar Meter ab in den stockdunklen Regenwald hinein. Ich habe mich beim Pinkeln noch nie so panisch umgeschaut! Nicht mal am Kölner Karneval aus Angst vor’m Ordnungsamt 😉
Aber bei all den Tieren die wir dort schon gesehen haben… Ich denke Ihr versteht.
Ich möchte unbedingt noch eine Anakonda sehen, diese Schlangen werden hier mehrere Meter lang… Also machen wir uns Nachts noch einmal mit unserem Boot auf den Weg. Leider finden wir jedoch nur etliche Kaimane und keine Anakonda
Zum Schlafen ziehen wir uns in unsere Hängematten zurück, welche lustiger weise bequemer sind, als das Bett von letzter Nacht. Am Morgen gibt es Kaffee und Salzcracker, bevor wir uns auf den Weg zu einer Eingeborenenfamilie machen.
Die Familie lebt alleine mit Ihren 8 oder 9 Kindern auf einer kleinen Insel. Sie leben in einer einfachen, aus Ästen und Stroh gebauten, Hütte. Versorgen tut sich die Familie durch Obst/Gemüse Anbau, sowie dem Verkauf von Blumen und deren Extrakt. Die Kinder gehen zur circa 2 Stunden entfernten Schule und werden von einem Schulboot abgeholt.
Am Mittag sind wir zurück in der Lodge, ein Monsunregen legt gerade los. Ich gehe schwimmen. Ein besonderer Moment, mitten im Regenwald bei strömendem Regen im Wasser zu sein! Durch den starken Regen verstummt die sonst gewohnte Geräuschkulisse und alles was man hört ist der Regen auf dem Wasser.
Als der Regen einigermaßen aufgehört an, packen wir unsere Sachen und treten den Weg zurück nach Manaus an. Was ein Abenteuer!
4 Stunden später kommen wir im Hotel an und wollen das Nachtleben von Manaus unter die Lupe nehmen. Unser Flug soll morgen früh gehen…
Wir landen in einer Bar, in welcher eine Live Band Samba zum besten gibt. Viele Einheimische tanzen ausgelassen dazu. Wir lernen einige Leute kennen und verbringen einige Stunden dort, bevor wir uns auf dem Heimweg machen.
Plötzlich treffen wir an einer Kreuzung zwei Inder, welche wir aus unserer Lodge im Regenwald kannten. Schnell wird klar, die Nacht ist noch nicht zu Ende. Also machen wir vier uns auf den Weg in einen angesagten Nightclubs in Manaus. Die Runde ist ausgelassen, die Caipirnhas fließen. Es ist kurz vor vier als ich auf die Uhr schaue. Um 7 Uhr müssen wir aufstehen um unseren Flieger zu bekommen. Also schnell ins Bett und ein paar Stunden gepennt.
Am nächsten Morgen stehen wir total übermüdet und verkatert auf. Wir packen unsere Sachen und ich kontrolliere noch schnell unsere Flugpapiere… und stelle fest; unser Flug war schon gestern Abend, FUCK! Wir haben unsern Flug ganz knapp, um circa 14 Stunden, verpasst 😀
Wir fahren trotzdem zum Flughafen. Nachdem wir am Schalter erst eine halbe Stunde warten mussten, bis wir dran waren, treffen wir auf eine Angestellte, welche kein Wort Englisch spricht. Also zeige ich mit meinem Finger auf das Datum unseres Flugscheins und erkläre mit einem wiederholten ‚Problemo!‘, dass wir ein kleines Problem haben.
Eine Stunde und 45 Minuten später, nach einem sehr interessanten Beratungsgespräch mit der Angestellten, Ihrem Chef und derem Chef, sowie 10000 Wiederholungen von ‚Problemo!‘, halten wir unsere neuen Flugtickets in der Hand. Wir haben nicht nur neue Flugtickets, sondern haben auch noch glatt unser Ziel optimiert. Neues Ziel: Rio Branco, Brasilien. Allerdings erst am Abend, sodass wir unser Lager am Flughafen aufbauen und einige Stunden schlafen.
Außer Zeit und Nerven hat uns der Spaß nur 60 Relais, knapp 20 Euro gekostet. Glück im Unglück, oder wie ich nun sage: ‚No Problemo!‘ 🙂
Wir sind fertig und wollen nach unserer Ankunft in Rio Branco nur noch ins Hotel. Wir haben noch 60 Relais in der Tasche, das sollte für ein Taxi reichen…. Im Taxi merken wir, dass es nicht reicht. Also versuchen wir dem Fahrer klar zu machen, dass wir noch zu einem Geldautomaten müssen.
Er fährt uns durch die halbe Stadt und wir wissen nicht mal, ob er uns verstanden hat. Das Taxameter steht bei 150 Relais, als wir vor einem Supermarkt mit Geldautomat halten. Ich versuche Geld abzuheben, doch keine meiner Karten funktioniert. Martin hat das selbe Problem. Was nun!?
Glücklicherweise haben wir noch ein paar Dollar von unserem USA Aufenthalt in der Tasche, die wir dem Taxifahrer andrehen. In der ganzen Aufregung rechnen wir die Währungen noch falsch um und geben dem Taxifahrer knapp 20 Dollar zu wenig. Glück im Unglück die zweite.
Nun stehen wir Nachts in dem Ort, komplett ohne Geld und ohne Wissen ob unsere Karten irgendwie defekt sind. Wir laufen mehrere Banken ab, nirgends funktionieren unsere Visa und MasterCards. Wir überlegen ernsthaft schon wo wir schlafen, falls wir kein Hotel bezahlen können…
Glücklicherweise funktionieren unsere Karten direkt im ersten Hotel. Erleichtert fallen wir ins Bett. Morgen soll es weiter gehen Richtung Westen, Peru gehen.